Glattfelden hängt am «Löwen», fürchtet aber endlose Kosten

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Nach Streit mit Pächter Der Gemeinderat liess die Bevölkerung über die Zukunft des Wirtshauses diskutieren. Diese sorgt sich um die Finanzen, hat aber viele Ideen für die Zukunft.

Der «Löwen» in Glattfelden hat im vergangenen halben Jahr für viele Schlagzeilen gesorgt. Der frühere Wirt, der nun nach Stadel gewechselt hat, hat die Gemeinde öffentlich mit Vorwürfen eingedeckt. Dabei ging es insbesondere um den Zustand der Küche und des Gebäudes, das sich im Besitz der Gemeinde befindet. Der Gemeinderat hielt im Streit dagegen und kündigte schliesslich dem Pächter.

Das sorgte in der Bevölkerung für Debatten um die Diskussion des Gasthauses. Am Dienstag hat der Gemeinderat nun im Saal des «Löwen» einen Diskussionsabend mit den Glattfelderinnen und Glattfeldern durchgeführt.

Das Interesse war gross, der Saal war um 19.30 Uhr gerappelt voll. In drei Gruppen liess der Gemeinderat drei Varianten diskutieren: den Verkauf des Löwen, eine minimale Sanierung oder eine Entwicklung und möglicherweise auch Umnutzung der Liegenschaft.

Von der Idee, nur das Nötigste zu machen, hielten die Teilnehmenden nichts. «Finanziell wäre das ein Fass ohne Boden», fasste es ein Votant zusammen. Insgesamt rechnet der Gemeinderat mit Kosten von rund 1,25 Millionen Franken, um den «Löwen» wieder auf Vordermann zu bringen.

Verkauf als valable Option

In der Diskussion zeigte sich deshalb auch, dass viele einem Verkauf nicht abgeneigt wären. Die Gemeinde hatte das Gasthaus 2012 für 2,865 Millionen Franken gekauft, 2015 wurde es für 800’000 Franken energetisch saniert. Verpachtet wurde der «Löwen» seit der Akquisition dreimal, jeweils für eher kurze Zeit, von 2012 bis 2017, von 2017 bis 2019 und nun von 2020 bis Januar 2024.

«Ein Verkauf wäre ein Befreiungsschlag für die Finanzen», machte sich exemplarisch ein Votant für die Veräusserung des «Löwen» stark. «Dann müsste sich der Gemeinderat auch nicht mehr mit Wirten und Pächtern auseinandersetzen, was wohl sowieso kaum eine Kernkompetenz der Behörde ist.»

Allerdings: Vielen war ein Verkauf trotzdem nicht ganz geheuer. «Der Löwen und der Chilbi-Platz dahinter gehören zum Ortsbild. Wenn wir verkaufen, haben wir keine Kontrolle mehr darüber, was damit gemacht wird», warnte eine Glattfelderin. Entsprechend wurde viel darüber diskutiert, was denn abgesehen von einem Verkauf oder einer Minimalsanierung gemacht werden könnte. Eine Option: «Wir müssen halt nicht nur das Nötigste machen, sondern eine richtige, grosse Sanierung machen.» Dadurch wäre auch ein höhrer Pachtzins möglich.

Pub für Champions League?

Oft genannt wurde der Vorschlag, das Gebäude umzunutzen – und etwa die Gemeindeverwaltung im Löwen unterzubringen. Andere Teilnehmende nannten die Unterbringung von Asylsuchenden als Möglichkeit oder einen Umbau zu Wohnungen im Stockwerkeigentum. Sogar der Vorschlag für den Betrieb eines Pubs für die Übertragung von Champion’s-League-Matches erhielt Zuspruch.

Insgesamt trug die Bevölkerung einiges an Meinungen zur Zukunft, aber auch an Lösungsvorschlägen zusammen. Das freute den Gemeindepräsident. «Der Abend hat gezeigt, dass solche Diskussionen mit der Bevölkerung eine gute Sache sind, die wir in Zukunft auch bei anderen Themen einsetzen wollen», sagte Marco Dindo (SVP).

Die Vorschläge der Bevölkerung diskutiert der Gemeinderat nun an seiner nächsten Quartalssitzung. «Es ist uns wichtig, dass es nun schnell vorwärts geht und wir die Bevölkerung auf dem Laufenden halten können. Wir planen, bereits im Frühling ein nächstes Mal über die Zukunft des Gasthofs informieren zu können.»

Manuel Navarro
Zürcher Unterländer vom 07.02.2024

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